Zeitgenössische Musik muss nicht zwangsläufig atonal sein, muss nicht alle Grenzen früherer Musikepochen gewaltsam sprengen, nur um sich abzuheben, oder muss wesentlich von Effekten leben, die sich aneinander reihen. Es ist möglich, phantasievolle und anspruchsvolle Musik zu komponieren, die den Zuhörer auch im ästhetischen Wohlklang "mitnimmt". Wie intensiv die Anknüpfungspunkte eines Musikstücks an die Vergangenheit sind, hat auch mit dem jeweils bearbeiteten Thema zu tun.
Das Streichquartett "Abschied vom Nicht-Ort" ist zum Beispiel eine Hommage an Ludwig van Beethoven und an seine 8. Sinfonie. Natürlich sucht das Stück die Anknüpfung, verfremdet, entwickelt weiter ... verliert aber nicht die Verbindung zu seinen Wurzeln. Metaphorisch steht es für eine Reise, vielleicht eine Lebens- oder Zeitreise - und zieht Bezüge zu Oberösterreich, wo van Beethoven die Arbeit an dieser 8. Sinfonie beendet hat. Entsprechend bunt sind die musikalischen Bilder, die das Werk zeichnet.
Andere Werke haben andere Wurzeln ... und erlauben sich daher eine andere musikalische Sprache, die themenspezifisch einmal weiter und einmal weniger weit weg von bestimmten Genres oder Epochen entfernt sind. Die vielleicht sogar mehrere Eindrücke erkundend durchstreifen. Diese Idee, diese Intention eines Werks ist der erste Maßstab. Die Rezipienten können es mögen oder nicht mögen, vermögen handwerklich zu urteilen und so fort. Dies ist aber erst der zweite Blick. Der erste Blick bleibt rein und ungetrübt der Intention des Werkes vorbehalten.
Willkommen zum Streifzug durch meine Welt!